Zivilverteidigung und Notstandsplanung in der Bundesrepublik

Martin Diebel

Mit zeitweise mehr als 15 Referaten war die „Abteilung Zivilverteidigung“ eine der größten innerhalb des Bundesinnenministeriums. Seit Beginn der 1950er Jahre beschäftigten sich die dort tätigen Beamten in Zeiten wachsender internationaler Spannungen mit den Folgen eines erneuten Krieges für Staat und Gesellschaft. Bevölkerung und staatliche Strukturen auf den „Ernstfall“ vorzubereiten war deren Aufgabe. Ihre Planungen standen dabei in einer längeren Kontinuität, die bis in die Weimarer Republik zurück reicht.

Mittels eines gruppenbiographischen Zugangs sollen die Kontinuitäten und Brüche deutscher Notstands- und Luftschutzkonzeptionen nachgespürt werden. Anhand des Personals der Zivilschutzabteilung sollen mögliche NS-Belastungen untersucht werden und deren Auswirkungen auf die Zivilverteidigungspolitik der frühen Bundesrepublik. Darüber hinausgehend analysiert das Teilprojekt die Zivilschutzkonzepte in ihrem Verhältnis zu den militärischen Planungen für den Spannungs- und Verteidigungsfall – besonders hinsichtlich der Integration ins westliche Verteidigungsbündnis –, den Interessen der anderen beteiligten Bundes- und Landesressorts, der Mitwirkung großer Hilfsorganisationen (Deutsches Rotes Kreuz u. a.) sowie der Reaktion und dem Einfluss der Öffentlichkeit auf die Zivilverteidigungskonzepte. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auch auf das Technische Hilfswerk (THW) gelegt. Das Wirken dieser Netzwerke lässt sich dabei auch als Ausdruck sich wandelnder Sicherheitsvorstellungen in der Bundesrepublik verstehen.